Die Minimalismus-Illusion
Warum weniger Besitz dir nicht automatisch innere Ruhe bringt
Janina Jaeckel
2/26/20256 min read
Ich dachte wirklich, Minimalismus sei der Schlüssel zur inneren Ruhe. Ich habe ausgemistet, reduziert, mich von Überflüssigem getrennt – und doch fühlte sich mein Zuhause nicht ruhiger an. Es war leerer, ja. Aber mein Kopf? Immer noch voll.
Vielleicht hast du das auch schon erlebt? Du mistest radikal aus und am Ende fühlt sich dein Zuhause kahl an, aber nicht befreiend. Warum ist das so?
Ich habe mein halbes Leben lang geglaubt, dass mit mir etwas nicht stimmt. Mein Kopf war immer voller Gedanken, mein Zuhause chaotisch, mein Alltag fühlte sich oft überwältigend an – als wäre ich ständig einen Schritt hinterher. Während andere scheinbar mühelos Ordnung hielten, kämpfte ich damit, mich zu strukturieren oder überhaupt den Überblick zu behalten.
Es hat über 30 Jahre gedauert, bis ich eine Erklärung für mein Mismatch in dieser Welt bekam: ich habe ADS. Plötzlich ergab alles einen Sinn.
Auf meinem Weg habe ich viel ausprobiert von ignorieren, über Haufen bauen bis Marie Kondo. Doch nichts hat so wirklich funktioniert. Mit Marie Kondo jedoch öffnete sich für mich eine ganz neue Welt: der Minimalismus mit seinem Versprechungen des zenartigen inneren Friedens.
Weniger Besitz, weniger Ablenkung, mehr Klarheit. Das klang nach der perfekten Lösung. Also mistete ich aus. Jeder Gegenstand, der ging, fühlte sich wie ein kleiner Sieg an. Doch die ersehnte Ruhe stellte sich nicht ein.
Mein Zuhause war leerer – aber in mir veränderte sich dadurch nichts. Es fühlte sich jetzt nur kahl an. Fast fremd. Und die innere Unruhe war immer noch da.
Heute weiß ich: Minimalismus ist ein großartiges Werkzeug – aber er ist nicht die ganze Lösung.
Warum Minimalismus oft nicht hält, was er verspricht
Minimalismus hat sich in den letzten Jahren zu einer Art Heilsversprechen entwickelt. „Minimalistisch wohnen“ ist das große Ziel – es soll unser Leben einfacher, klarer, stressfreier machen. Doch oft passiert genau das Gegenteil:
Ein radikal reduziertes Zuhause kann sich steril, leer und ungemütlich anfühlen.
Hast du schon einmal diese perfekten, minimalistischen Wohnräume auf Instagram oder Pinterest gesehen? Die sanften Farben, die makellosen Flächen, das eine perfekt platzierte Deko-Element auf dem Tisch? Was auf den Bildern funktioniert, fühlt sich im echten Leben oft ganz anders an. Und das liegt nicht nur an den Filtern, die mehr Wärme über die Szenerie werfen.
Unruhe entsteht nicht allein durch die Anzahl der Dinge in deinem Zuhause – sondern durch die Atmosphäre, die sie erschaffen.
Minimalismus bedeutet nicht, alles wegzuwerfen – sondern das Richtige zu behalten
Minimalismus predigt oft, dass wir uns von allem trennen sollen, was keinen direkten Nutzen hat. Aber was ist mit den Dingen, die uns emotional tragen?
Ein Zuhause ist mehr als vier Wände und Möbel – es ist ein Ort, an dem wir uns sicher, geborgen und zuhause fühlen sollten.
Erbstücke, Andenken oder geliebte Gegenstände können emotionale Stabilität geben und dein Zuhause mit Leben füllen.
Statt radikal auszumisten, geht es darum, bewusst zu entscheiden, was bleibt, weil es dich stärkt oder unterstützt. Und was darf gehen, weil du dich damit nicht wohl fühlst.
Minimalistisch wohnen bedeutet nicht unbedingt, dass dein Zuhause aussehen muss wie ein steriles Möbelhaus. Es geht vielmehr darum, dass du dich wohlfühlst – mit genau den Dingen, die für dich Bedeutung haben.
Minimalismus sieht toll aus – fühlt es sich auch gut an?
Minimalistisch eingerichtete Räume wirken auf Bildern oft beruhigend – doch wenn sie nicht praktisch sind, entsteht schnell Frust und der Alltag wird umso herausfordernder.
Eine Kundin kam total überfordert zu mir. Sie hatte fast alles aus ihrem Wohnzimmer entfernt. Keine überflüssigen Deko-Elemente, kein Kram in den offenen Regalen, keine übrrflüssigen Möbel. Es sah aus wie aus einem Design-Katalog.
Und sie hasste es.
Ihr Zuhause fühlte sich nicht mehr nach ihr an. Es fehlte essentieller Stauraum für die Dinge, die sie eben doch eigentlich zum Wohlfühlen gebraucht hätte. Und das neue Sofa wirkte zwar schlank und stilvoll, aber es bot weder genug Platz noch war es gemütlich. Sie hatte sich allein an der Ästhetik von Instagrambildern orientiert, nicht an ihrem tatsächlichen Leben.
Ein Wohnzimmer ohne bequeme Sitzmöglichkeiten sieht vielleicht stilvoll aus – aber lädt es dich wirklich zum Entspannen ein?
Eine minimalistische Küche ohne ausreichend Arbeitsfläche und Stauraum kann das Kochen zur Herausforderung machen.
Ein Kleiderschrank mit nur zehn Teilen mag theoretisch effizient sein – aber fühlst du dich damit wirklich wohl?
Minimalismus darf nicht zum Selbstzweck werden. Ein gutes Zuhause ist nicht nur aufgeräumt, sondern auch funktional und an deine individuellen Bedürfnisse angepasst.
Wirklich zur Ruhe kommen: Warum dein Zuhause mehr als Ordnung braucht
Minimalismus kann befreiend sein – aber wenn er sich anfühlt wie eine weitere Selbstoptimierungsmaßnahme, dann verstärkt er oft genau den Druck, den wir eigentlich loswerden wollen. Es geht nicht darum, so wenig wie möglich zu besitzen, sondern so zu wohnen, dass dein Zuhause dich trägt – mit genau den Dingen, die dir guttun. Erst dann kannst du wirklich zur Ruhe kommen.
Ein ruhiges Zuhause entsteht also nicht durch minimalistisch leere Räume, sondern durch die Art und Weise, wie du es nutzt und mit Leben füllst.
Achtsamkeit im Alltag sorgt dafür, dass dein Zuhause ein Ort der Entspannung bleibt.
Clevere und an dein Verhalten angepasste Aufbewahrungslösungen verhindern Unordnung, selbst wenn du mehr als drei Hosen besitzt.
Kurze und damit wirklich umsetzbare Aufräum-Routinen helfen, langfristig Ordnung zu halten.
Natürlich macht es Sinn, dich auf das Wesentliche zu beschränken. Eine überquellende Schublade kannst du noch so toll organisieren, sie wird immer wieder chaotisch sein.
Die Quintessenz, die ich durch meine eigene minimalistische Reise gelernt habe, ist nicht, dass es darum geht möglichst wenig Dinge zu haben. Es geht darum, die visuelle Überreizung aufzuheben. Draußen in der Welt sind wir der Reizüberflutung unweigerlich ausgesetzt. Und in deinem Zuhause geht das unbewusst weiter. Denn jeder dreckige Teller, jedes liegen gebliebene Spielzeug und jede schmierig gewordene Fensterscheibe brüllt uns die Aufgaben um die Ohren, die wir noch erledigen müssen. Bewusst fällt uns das erst dann auf, wenn wir in einen Raum ohne diese Reize kommen.
Ruhe entsteht also nicht unbedingt durch wenig haben, sondern aus der Mischung aus der richtigen Anzahl, funktionalem Stauraum, einer dir gefallenden Ästhetik und einem bewussten Umgang mit deinem Zuhause. Die Mischung schafft eine besondere Atmosphäre, die auf Verbindung und auf dir selbst beruht. Gerade hier kann mein energetischer Raumgestaltungsansatz helfen, die richtigen Maßnahmen möglichst effizient umzusetzen.
Statt einfach nur minimalistisch zu wohnen, kannst du dein Zuhause in DEINEN Kraftort verwandeln
Minimalismus allein reicht nicht – dein Zuhause sollte dich aktiv unterstützen, deinen Alltag erleichtern und dir helfen, dich zu entschleunigen. Stelle dir folgende Fragen, wenn du zu einer wirklich tiefen inneren Ruhe in deinem Zuhause finden willst:
Welche Bereiche deines Zuhauses fühlen sich leicht und wohltuend an? Wo fühlst du dich wirklich wohl und verbringst gerne deinen Feierabend?
Welche Ecken oder Räume stressen dich sofort? Wo gehst du lieber schnell wieder raus?
Welche Farben und Materialien fühlen sich für dich an, als wärst du in einem luxuriösen Spa?
Denk einmal an die Wohnungen und Häuser deiner Freunde oder Familien. Wo fühlst du dich so richtig wohl? Woran liegt das -abgesehen von der netten Gesellschaft-?
Schreib deine Antworten auf und schaue dir anschließend an, welche gemeinsamen Faktoren du findest. Das sind deine ganz individuellen Mittel, um dein Wohlfühlzuhause zu erschaffen.
Manchmal liegt die Unruhe nicht allein an den Dingen selbst, sondern an alten Energien, die in deinen Räumen feststecken. Ausmisten kann hier schon einiges bewirken, doch die energetische Ebene wird damit meist nicht behoben. Wenn du allerdings weißt, wie du deine Räume energetisch klärst und neu ausrichtest, reichen schon kleine, gezielte Veränderungen.
Minimalistisch wohnen bedeutet für mich nicht, so wenig wie möglich zu besitzen – sondern das Richtige zu behalten.
Minimalismus ist nicht das Ziel – sondern nur ein Werkzeug
Egal ob du ein ganzes Haus oder eine Wohnung einrichten möchtest, Minimalismus kann helfen, sich von unnötigem Ballast zu befreien – aber er ist kein Allheilmittel. Ein harmonisches Zuhause entsteht erst durch eine durchdachte Kombination aus Funktionalität, persönlichen Stil und der richtigen Atmosphäre.
Es geht nicht darum, so wenig wie möglich zu besitzen, sondern so zu wohnen, dass du dich wohlfühlst. Dein Zuhause sollte dich unterstützen, nicht dich einschränken. Spüre in dein Zuhause hinein: Wo fühlt du dich geborgen? Wo nicht?
Minimalismus kann befreiend sein – wenn du ihn für dich nutzt, statt ihm zu folgen.
Wenn du lernen möchtest, wie du dein Zuhause wirklich nach deinen Bedürfnissen gestaltest – abseits von starren Trends – dann melde dich für meinen kostenlosen Wohlfühl-Workshop an. Dort zeige ich dir, wie du dein Zuhause in einen echten Kraftort verwandelst.
Jetzt bin ich neugierig: Was brauchst du in deinem Zuhause, damit du dich wirklich wohl fühlst?
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Deine Janina