Ich funktioniere nur noch - als hochsensible Mutter den Alltag meistern

Du bist hochsensibel und brauchst mal eine Pause, aber der Alltag muss laufen? Du spürst kaum noch, was du brauchst, denn alles dreht sich um die Kinder, den Haushalt und die nie enden wollenden ToDos. Erwischt du dich abends bei dem Gedanken "Ich funktioniere nur noch"? In diesem Beitrag erfährst du, warum genau das einer der größten Stressfaktoren für hochsensible Mütter ist.

Janina Jaeckel

6/19/20254 min read

Ich funktioniere nur noch - hochsensibel als Mutter
Ich funktioniere nur noch - hochsensibel als Mutter

Schau dich an.

Was siehst du, wenn du in den Spiegel blickst?
Du siehst müde aus, oder? Nicht nur äußerlich – tief in deinem Blick liegt eine Schwere, die kaum jemand bemerkt.
Und eine Einsamkeit, die du selbst kaum noch spürst. Nicht weil du allein bist. Das bist du eigentlich nie.
Aber weil niemand wirklich nachvollziehen kann, wie es in dir aussieht. Weil niemand verstehen, wie sich der Familienalltag für dich anfühlt.

Du packst morgens schon während du das Frühstück machst die Brotdose. Du räumst schnell nebenbei auf und lächelst den Rest des Chaos weg. Du rennst beim Zähneputzen noch schnell ins Kinderzimmer, um den Lieblingshasen zu holen.
Du machst immer weiter, obwohl du kaum noch spürst, wie es dir geht.
Und wenn du dann doch mal innehältst, ist da nur Leere und dieser eine Gedanke: Ich funktioniere nur noch.
Mit der Hochsensibilität sind viele Aspekte des Lebens mit Kindern schwieriger.
Vielleicht fühlst du dich oft überfordert mit deinen Kindern?
Nicht, weil du sie nicht liebst. Sondern weil alles laut und chaotisch ist. Weil alles gleichzeitig passiert. Und du ständig jonglierst.

Ich schreibe diesen Artikel für dich.
Weil ich genau dieses Gefühl kenne.
Und die Scham, die in dieser ehrlichen Selbstbetrachtung liegt.

Du bist nicht falsch. Keine schlechte Mama.
Nicht weniger Wert als die Nachbarin, die alles so mühelos zu bewältigen scheint.

Du funktioniert. Aber zu welchem Preis?

Du tust, was getan werden muss.
Deine Kinder brauchen dich. Du bist verantwortlich.

Und das bist du gern. Du liebst deine Kinder und würdest alles für sie tun.
Aber irgendwann wird aus dieser Verantwortung eine ganz eigene Dynamik. Ein Strudel.

Du wachst morgens auf und bist schon mitten drin.
Du fängst an Aufgaben abzuarbeiten, bevor du auch nur einmal tief durchgeatmet hast.

Dein Nervensystem ist längst im Alarmzustand, obwohl du noch nicht mal gefrühstückt hast.
Nicht nur wegen all dem Chaos. Nicht nur wegen dem Lärm.
Vor allem weil so viel gleichzeitig gemacht werden muss und das schnell.
Und weil du nie fertig wirst.

Als hochsensible Mama spürst du all das intensiver. Du bist offener für die vielen Reize.
Auch wenn du dir einredest, dass all diese Dinge eigentlich nicht schlimm sind, summieren sie sich doch.
Und dein Nervensystem saugt all das auf wie ein Schwamm. Jeden Tag.
Das ist keine Schwäche. Eigentlich ist das sogar deine Stärke. Doch es macht den Alltag mit Kindern sehr herausfordernd.

Du merkst die Überreizung an den kleinen Dingen:
Du bist ständig genervt und müde. Hast das Gefühl, immer hinterherzuhinken.
Und dein Körper spiegelt es dir deutlich. Bei mir zum Beispiel kommen an solchen Tagen abends immer Rückenschmerzen.

Und irgendwann ist da keine echte Freude mehr. Es bleibt kein Raum für Achtsamkeit. Für deinen Selbstausdruck. Für Gefühle.
Nur Abarbeiten. Durchhalten. Überleben.
Was eigentlich dein normaler Alltag ist, fühlt sich für dein Nervensystem dann an wie ein lauernder Tiger im Gebüsch. Potenziell tödlich.
Also hältst du weiter durch. Und hoffst heimlich auf ein bisschen Ruhe. Heute Abend, wenn alle schlafen. Falls du dann noch wach genug bist, es mitzubekommen.

Du brauchst kein neues System, sondern Entlastung

Sicher hast du schon einiges ausprobiert. Zeitmanagement-Tools, Meal Preping, Mindset-Arbeit.
Doch im Endeffekt waren all das nur weitere Aufgaben in einem eh schon vollen Tag.

Es geht nicht darum, neue Strategien zu erlernen, damit du mehr Aufgaben in weniger Zeit erledigst. Und es ist auch nicht damit getan, dir jeden Morgen 5 Mal "Ich liebe mich" zu sagen. All das löst das eigentliche Problem nicht. Denn dein Nervensystem ist nun mal überreizt und braucht Entlastung.
Nicht erst abends um elf, wenn du erschöpft auf der Couch sitzt.
Nicht im Urlaub.
Sondern hier. Jetzt. Im Kleinen.

Du kannst dir keine große Auszeit nehmen. Das weiß ich.
Du kannst weder alle Aufgaben ignorieren, um stundenlang zu meditieren. Noch kannst du den ganzen Tag mit Ohrstöpseln rumlaufen.

Wenn du das Gefühl hast, du funktionierst nur noch, dann ist das ein Weckruf. Kein Makel.
Dein Körper spricht mit dir.
Er will dich erinnern: Du bist lebendig.
Du bist wichtig.
Du darfst dich wieder spüren lernen.

In kleinen Schritten.
In kleinen Momenten.
Zwischen Windeln und Wäsche.
Zwischen Chaos und Abendessen.

Fang klein an. Fang sanft an. Aber tu es.

Vielleicht weißt du nicht, wo du starten sollst.
Vielleicht fühlst du dich zu müde für Veränderung.
Und doch liest du hier weiter, weil in dir auch diese Sehnsucht lebt. Diese Idee von einem Leben, das aus mehr besteht als Funktionieren.

Der erste Schritt auf dieser Reise zurück ins Leben ist kein Plan. Keine große Hauruck-Aktion.
Es ist Selbsterkenntnis.
Nur einen Moment der Ehrlichkeit.
Nur eine Pause, in der du dir selbst zuhörst.

Ich habe dir dafür etwas vorbereitet: Einen einfachen Selbstcheck, den du dir kostenlos in der HSP Mama Bibliothek herunterladen kannst.

Was wenn nicht du es bist, die falsch ist?

Vielleicht sagst du dir:
Ich müsste mich nur besser organisieren. Ich darf mich nicht so anstellen. Andere schaffen das auch.
Oder vielleicht ist da auch eine leise Stimme in dir, die deinem Mann Vorwürfe macht. Weil er nicht genug tut. Weil er nicht sieht, wie sehr du eine Pause bräuchtest.

Aber all diese Gedanken kommen nicht aus deinem Herzen. Sie kommen aus einem System aus abgespeicherten Idealvorstellungen und Erwartungen, das nicht für dich gemacht ist.
Ein System, das dich kleinmacht, wenn du Pause brauchst.
Das dich belächelt, wenn du fühlst.

Die Wahrheit ist: Du musst nicht noch besser funktionieren.
Du musst aufhören, dich dafür zu verurteilen, dass du nicht mehr kannst.

Und wenn du denkst, du schaffst das nicht...

Dann atme einmal kurz durch.
Du hast schon so viel geschafft. Erinnere dich.
So viele Tränen getrocknet, so viele Tage gerettet, so viele Male durchgehalten.
Für dein Kind bist du eine Heldin. Und für mich auch.

Aber du musst nicht immer stark sein. Du darfst dir auch Schwäche leisten. Denn niemand ist unverwundbar.
Und vielleicht ist das ein Anfang: Weniger leisten. Mehr leben.
Und dich selbst wieder einladen, Teil deines Lebens zu sein.

Du bist nicht allein.


Wenn du dich hier wiederfinden konntest, dann lies doch gerne hier weiter, wie du mithilfe deines Zuhauses dein überreiztes Nervensystem beruhigen kannst. Einfach als Konstante, ohne dafür ständig etwas tun zu müssen. Das löst nicht alle Probleme magisch auf. Aber es setzt an einem entscheidenden Punkt deines Reizsystems an und entlastet so nachhaltig alle anderen Aspekte.

Ich funktioniere nur noch - Selbstcheck für hochsensible Mütter
Ich funktioniere nur noch - Selbstcheck für hochsensible Mütter